Galerie Hermeyer
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Abb: "Erste Hilfe", 2005,
Tusche auf Papyrus, 54 x 75 cm

Cornelia Schleime Leibeslust  
Bilder und Zeichnungen | 08.09.05– 22.10.05
Ausstellungseröffnung am 08.09.05 ab 19.00 Uhr, die Künstlerin ist anwesend.

Ausschnitte aus der Eröffnugsrede:

Die „Pornos“, wie Frau Schleime selbst ihre Zeichnungen nennt, werden hier zum ersten Mal umfassend gezeigt.

In dem Ausstellungsreigen meiner Galerie haben die erotischen Zeichnungen Tradition: Ich erinnere an Helmut Pfeuffers expressive Akte, an Alfred Hrdlickas Darstellungen von Sex und Gewalt, an Thomas Langes Phantasien aus dem Bauch oder an Salomè's emanzipatorische Bilder. In den Rahmen dieser Menschenbilder möchte ich auch diese Ausstellung stellen.

Cornelia Schleime, ich möchte Sie den Gästen kurz vorstellen:
Die Künstlerin wurde 1953 in Berlin-Ost geboren. Von 1970 – 75 absolvierte sie verschiedene Ausbildungen. Sie machte eine Friseurlehre, war Maskenbildnerin und betätigte sich als Pferdepflegerin. 1975 begann sie mit der Studium der Graphik und Malerei an der HfBK Dresden. Da sie sich im Widerstand gegen den Staat hervortat, bekam sie 1981 Ausstellungsverbot in der DDR.
Nach der Übersiedlung 1984 nach Berlin-West begann ihre erfolgreiche Karriere als Künstlerin. Ich nenne nur die letzten drei Stationen einer breiten Anerkennung, die Cornelia Schleime in Deutschland erfuhr:
2000 Mitglied der sächsischen Akademie der Künste Dresden
2003/04 Gabriele Münter Preis und 2004 den Fred Thieler Preis.

Zurück zu den Pornos: Mich hat die Serie „Leibeslust“ sofort fasziniert: Die Darstellung sexueller Praktiken mit dem Blick einer Frau auf die Frau ist von einer unverstellten Offenheit: Von der Selbstbefriedigung bis zu den Paardarstellungen - konzentriert in diesem Eckraum – reicht das Spektrum der Beobachtungen und der Phantasien. Mit diesen Zeichnung propagiert Cornelia Schleime nicht eine isolierte Sexualität, sondern sie zeigt auf – um es mal salopp zu sagen – was Sache ist.
Bei genauer Betrachtung fallen nicht nur Erregungen der Lust, sondern auch Anzeichen des Frustes auf. Die „Erste Hilfe“ (Bild der Einladungskarte) ist eben nur eine erste Hilfe (Krankenschwestern scheinen da geeignet zu sein).

Prinz Hohenzollern hat bei seiner Eröffnungsrede zur Fotoausstellung „Sex and Landscap“ von Helmut Newton in der Hypo - Kunsthalle in der letzten Woche den Fotographen zitiert, der meinte – so das Zitat –: Sex muss nicht Spaß machen, es ist eine ernste Angelegenheit.

Lassen Sie mich an dieser Stelle eine Bemerkung zu den formalen Lösungen der hier gezeigten Arbeiten machen. Im Gegensatz zu sattsam bekannten pornographischen Fotos, haben die Zeichnungen von Cornelia Schleime eine andere Tiefe: Durch den leuchtenden Biss der Farben und den warmen Ton des Trägermaterials Papyrus, das an Stoff erinnert, ergibt sich eine Spannung, die dem vielschichtigen Thema einen Rahmen gibt, der die expressive Linie der Akte steigert. Die Art der Darstellung erlaubt mit dem traditionellen Medium eine zeitgemäße Sicht auf den Gegenstand.

Diese Ausstellung bekommt noch mal einen anderen Akzent durch die beiden Nonnen „Agnes“ und „Sophie“.
In diesen beiden Bildern wird das große Thema der Künstlerin noch einmal unterstrichen: In ihren Portraits zeigt sie uns die menschlichen Regungen hinter der Maske der Konvention.
In der DDR in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen hat sie die Spannungen, Brüche und Widersprüche zwischen atheistischer Diktatur und religiöser Konvention – auch bigotter Ausprägung – am eigenen Leibe erfahren. Sie ist vor diesen Widersprüchen nicht weggetaucht und verstummt, sondern hat sich Gleichgesinnten angeschlossen, hat in einer Punk-Rock-Band gespielt, an einer Untergrundzeitung mitgearbeitet und sich nicht dem Staatsdruck gebeugt. Sie hat sich den Blick auf die Realitäten nicht nehmen lassen und steht damit in der europäischen Tradition der Aufklärung. Eine Position, die wir in einer Welt zunehmender Fanatisierung dringend brauchen. Man kann es auch Zivilcourage nennen.
Ihre Courage gibt ihren Bildern Kraft, Entschiedenheit und Eigenart; großes malerisches Können verleiht ihnen Substanz und Subtilität des Ausdrucks.


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