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Josef Scharl | Biographie | Werke

Zur Ausstellung von Scharl-Bildern aus meiner Sammlung in der Gemäldegalerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, schrieb ich 1995 in dem zu diesem Anlaß erschienenen kleinen Katalog:

Josef Scharl wurde am 9.Dez.1896 als 2. von 14 Kindern in München geboren. Er erhielt eine Ausbildung als Dekorationsmaler vor dem 1.Weltkrieg, in dem er als Soldat verwundet wurde.
1919-21 geht er für 3 Jahre zum Studium der Malerei an die Münchner Akademie.
Schon 1929 gelingt ihm ein Durchbruch mit einer Einzelausstellung bei den Juryfreien in seiner Heimatstadt. Er erhält den Dürerpreis der Stadt Nürnberg. Das Lenbachhaus kauft wichtige Bilder Josef Scharls an.
Aber ab 1933 mit der Machtergreifung der Nazis weht ihm der Wind entgegen.
Seine Bilder werden in Ausstellungen "Entarteter Kunst" gezeigt. Seine Arbeit ist den Machthabern zu pazifistisch. In einer Ausstellung werden Bilder von Ihm übermalt und zerstört. Gegen den allgemeinen Trend vertreten ihn die Galeristen Franke in München und Nierendorf in Berlin.
Die letzte für sein internationales Ansehen wichtige Ausstellung fand 1935 in Amsterdam statt. Dann setzte der Boykott Europas gegen alle Kunst, die in dieser Zeit aus Deutschland kam, ein. 1938, als er einsah, dass der "spuk" nicht sobald vorüber sein werde, emigrierte er nach New York und kehrte nie wieder nach Deutschland zurück. Die ebenfalls emigrierte Galerie Nierendorf vertrat ihn dort, ein Freundeskreis unterstützte ihn.
1944 edierte Kurt Wolff in seinem Verlag Pantheon Books "Grimms Märchen" mit 212 Illustrationen von Josef Scharl und 1945 Albert Stifters "Bergkristall" mit 18 Abbildungen.
Nach 1945 wurden die Werke des Künstlers in den USA, in Deutschland und in der Schweiz gezeigt. Aber die große Anerkennung blieb ihm versagt. Nach dem Krieg hatte die gegenständliche Malerei gegen die Informellen keine Chance. Am 6.Dezember 1954 starb Josef Scharl in New York.
Es schien das Schicksal des Künstlers zu werden, zu der Generation der mehrfach vergessenen Maler zu gehören. Erst 1976 zeigt das Museum am Ostwall in Dortmund eine bedeutende Werkübersicht und 1983 richtete Armin Zweite dem Maler in seiner Geburtsstadt eine umfassende Gesamtschau im Lenbachhaus ein.
Ich zeigte Arbeiten des Malers in meiner Münchner Galerie 1981 und 1983 mit Unterstützung der Galerie Nierendorf, Berlin. Ich legte den Schwerpunkt meiner Ausstellungen auf das Münchner Frühwerk. Mit Josef Scharl hatte ich für mein zeitgenössisches Galerieprogramm einen Anknüpfungspunkt in der Tradition der Malerei gefunden ...
... Auf mich machte das unverstellte, direkt sich vermittelnde Menschenbild Josef Scharls den größten Eindruck. In dem Portrait der autoritären Amtsperson "Das Monokel" haben wir es mit einem Machtmenschen zu tun. Durch die rot umränderte Augen und den vorgeschobenen Nacken verwandelt er sich aber in eine geschundene Person. Opfer und Täter zugleich blicken uns an. Zu meiner ersten Ausstellung in München habe ich gerade die Bilder ausgewählt, die an schreckliche Ereignisse gemahnen: "Ecce Homo" oder der "Blinde Soldat".
In diesen Bildern sehe ich Schicksal und große Malerei. Selten gelingt es einem Maler in der Verdichtung von Form und Inhalt eine gültige Aussage über menschliches Sein zu machen, über unsere Kraft und unsere Verletzlichkeit.
In diesem Sinn für das Absolute hat ihm auch van Gogh nahe gestanden.

Kataloge:
- Museum am Ostwall, Dortmund, 1976
- Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 1982/83
- Gemäldegalerie Neue Meister, Dresden, 1995
- "Eine Retrospektive", Kunsthalle Emden, Wienand-Verlag, 2000

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